22. August 2017 - Schon seit mehr als zwei Jahren warten Naturschützer auf die Rückkehr des Wiedehopfs in den Landkreis. Mehr als 50 Brutkästen wurden im gesamten Landkreis eigens für den auffälligen Vogel aufgestellt. Lange ohne Erfolg. Gesehen wurde er in den vergangenen Jahren zwar vor allem im nördlichen Landkreis häufig, aber ein sicherer Brutnachweis fehlte. Bis jetzt. „Wir hatten in Kraichtal-Oberöwisheim in diesem Jahr gleich mehrere brütende Wiedehopf-Paare“, berichtet der Vorsitzende der Kraichtaler Nabu-Gruppe, Reinhard Pennekamp, und fügt hinzu: „Wir glauben, dass es insgesamt drei Paare waren.“
Damit dürfte der Vogel mit der Federkrone nach mehr als einem halben Jahrhundert wohl endgültig in den Landkreis zurückgekehrt sein. „Normalerweise kehren nicht nur die Elterntiere, sondern auch der Nachwuchs nach dem Winter in die Region zurück, in der sie im Jahr zuvor erfolgreich gebrütet beziehungsweise überlebt haben“, erklärt der Organisator des Wiedehopfprojekts im Landkreis und Artenschutzbeauftragte der Karlsruher Nabu-Gruppe, Klaus Lechner. Erstaunlich ist allerdings, dass keines der drei Paare in den auch in Kraichtal eigens für sie aufgestellten Brutkästen gebrütet hat.
„Die Vögel haben ihre Nester wohl alle in alte Obstbäume gebaut“, erzählt Pennekamp. Und das ist eigentlich auch der typische Brutplatz für den Wiedehopf. „Er brütet in Höhlen von alten Obstbäumen oder auch mal in Nischen, wie man sie in alten Gemäuern wie beispielsweise in der Obergrombacher Burgruine findet“, erklärt Lechner. Kein Wunder also, dass sich der stimmgewaltige Vogel jetzt ausgerechnet in Kraichtal niedergelassen hat: „Wir haben vor allem in Oberöwisheim, teilweise auch in den anderen Ortsteilen, noch einige intakte Streuobstwiesenflächen, aber auch strukturreiche Gebiete mit Hecken und Feldrainen“, erklärt Reinhard Pennekamp. Flächen, die nicht nur der Wiedehopf, sondern auch viele andere Tier- und Pflanzenarten zum Überleben brauchen.
„Deshalb kämpfen wir um den Erhalt dieser Areale, die auch bei uns leider immer mehr verschwinden“, sagt der Kraichtaler Nabu-Vorsitzende und fügt hinzu: „Das willkürliche Zerstören von Feldrainen oder Hecken verstößt gegen das Naturschutzgesetz, und wenn wir dabei jemand beobachten, zeigen wir den auch an.“ Den Wiedehopf wird es freuen, schließlich ist die Zahl seiner potenziellen Lebensräume im Landkreis in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen. Dass er jetzt dennoch wieder im ganzen Südwesten Deutschlands auf dem Vormarsch ist, halten Naturschützer für eine Folge des Klimawandels.
Und Klaus Lechner ist überzeugt, dass der Vogel, der schon im alten Kinderlied „Die Vogelhochzeit“ besungen wird, bald auch im gesamten Landkreis wieder anzutreffen sein wird. „Wir haben nicht nur in Kraichtal, sondern beispielsweise auch bei Bruchsal, Bad Schönborn oder auch im Süden des Landkreises bei Malsch und bei Rheinsheim Streuobstwiesen, die sich als Lebensraum für den Wiedehopf eignen“, meint der Nabu-Artenschutzreferent. „Wir hatten in diesem Jahr übrigens auch einen Wiedehopf-Brutverdacht bei Karlsruhe-Durlach.“
Quelle: BNN vom 22.8.2017 Franz Lechner