Die Sedimente der Muschelkalkzeit
Der Muschelkalk verdankt seinen Namen dem zahlreichen Auftreten von Meeresmuscheln, die teilweise pflasterartig eine Gesteinsschicht kennzeichnen können.Dieser Reichtum an Fossilien bezieht sich im Bereich des heutigen Mitteleuropas nur auf die Individuen-, nicht jedoch auf die Artenzahl. Wagner (1960) beschreibt, wie die im Gegensatz zur Artenfülle des Weltmeeres relative Artenarmut nur auf die ungünstigen Lebensbedingungen eines Binnenmeeres zurückzuführen ist, die sich in Form eines äußerst wechselhaften Salzgehaltes äußerten. Nur wenige Arten aus dem Weltmeer konnten sich diesen anpassen, besaßen dann aber ungeahnte Wettbewerbsvorteile.
Aus dem oberschlesischen Raum war allmählich ein flaches Meer in das Germanische Becken vorgedrungen, welches über die seichte, sogenannte „Oberschlesische Pforte“ mit dem Weltmeer verbunden war. Von dort her transportierten die Strömungen des Weltmeeres Kalzium- und Magnesiumionen, die im Binnenmeer durch die im Wasser enthaltenen Karbonationen als Kalk und Dolomit ausgeschieden wurden. Zu ihnen zählen die Kalke und Dolomite, die etwa die Hälfte der im Muschelkalk gebildeten Gesteinsmassen ausmachen. Lokal treten Steinsalz-, Anhydrit- und Gipslagerstätten auf, die in Zeiten lang anhaltender Trockenheit entstanden. Zuletzt verlor das Binnenmeer durch höhere Verdunstung den Anschluss zum Weltmeer und erhielt bei mangelnder Frischwasserzufuhr eine immer höhere Salzkonzentration, die letztendlich zu verstärkter Salzausscheidung führte. Ein grosser Anteil der zu dieser Zeit abgelagerten Sedimente entfällt auf Tonmergel und Schiefertone, die ausschließlich festländischen Ursprungs sind. Von dort wurden sie von Flüssen als Schlamm in das Binnenmeer eingeschwemmt. Ton ist meist ein wesentlicher Bestandteil in manchen Kalksteinen, während Kalkbeimengungen in Ton die Mergelschichten kennzeichnen.
Die wechselnden Umweltbedingungen und die damit einhergehenden schwankenden Wasserstände, denen das Muschelkalkmeer unterlag, führten zu einer Dreigliederung der diese Zeit kennzeichnenden Schichten.
Der Untere Muschelkalk zeichnet sich durch charakteristische Rippeln in der Gesteinsoberfläche aus, welche ihm auch den Namen „Wellengebirge“ geben. Diese höchstwahrscheinlich an der Grenze von Land und Wasser entstandenen Wellenrillen können in der Reithohle bei Grötzingen beobachet werden.
Das Meerwasser der Mittleren Muschelkalkzeit enthielt als Folge der vermehrten Verdunstung einen erhöhten Salzgehalt, der zur Bildung ergiebiger Salzlagerstätten, dem „Salzgebirge“, führte.
Der Obere Muschelkalk oder „Hauptmuschelkalk“ ist in Süddeutschland bis 90 Meter mächtig und stellenweise sehr fossilienreich.
Gesteine des Unteren und Mittleren Muschelkalks treten in schmalen Streifen an den nördlichen (Neckarbischofheim) und südlichen Kraichgaurändern (Grötzingen) zutage, während der Obere Muschelkalk zwischen Weingarten und Bruchsal, bei Ubstadt und Gochsheim auftritt, sonst jedoch von Löß und Lößlehmen bedeckt ist. Flächenbildend tritt der Obere Muschelkalk erst südlich der Linie Bretten – Vaihingen auf (Wagner 1960).
Quelle: Hohlwege – Entstehung, Geschichte und Ökologie der Hohlwege im westlichen Kraichgau.