7. Dezember 2018 - Der NABU Kraichtal lud am Freitag in das Züchterheim Gochsheim zu einem Vortrag über das Thema "Insektensterben – Ursachen und Folgen" ein. Der überfüllte Saal zeigte das Interesse der Besucher an diesem Thema.
Von ca. 48.000 Tierarten in Deutschland gibt es etwa 33.000 Insektenarten.
Bild: Sabine Holmgeirsson
In der Einleitung wies der 1. Vorsitzende des NABU Kraichtal Reinhard Pennekamp auf die Krefelder Studie hin. Diese stellte fest, dass die Insekten-Biomasse seit 1989 um mehr als 75 % zurückging.
„Viele Insekten sind Spezialisten, die wenige kennen und gefährdet sind,“ sagt Sabine Holmgeirsson, Fachbeauftrage für Wildbienen und Pflanzenschutz beim NABU Landesverband BW und im NABU Bundesfachausschuss Ökotoxikologie & Umweltchemie sowie Imkerin.
In ihrem Vortrag gab sie einen Überblick über die Insekten- und Bestäuberwelt und deren unterschiedliche Lebensweise. 70 % der Wildbienen nisten im oder am Boden. Viele Insekten sind auf bestimmte Pflanzen spezialisiert und auch auf diese angewiesen. Fehlt die Pflanze, fehlt auch die Insektenart. Umgekehrt sind etliche Pflanzen auf darauf spezialisierte Insekten angewiesen.
Viele Insekten haben nur einen geringen Flugradius von bis zu 500 m, was zeigt, wie kleinräumig und empfindlich das Ökosystem dieser Arten ist.
Wichtig aber auch - durch das fehlende Insektenangebot als Nahrungsgrundlage für die Vögel geht auch die Anzahl der Vogelarten drastisch zurück.
Flächenverbrauch, Flächenversiegelung sowie u.a. intensive Landwirtschaft mit Pflanzenschutzmitteln und Glyphosat sowie der Verlust von Ackerrandstrukturen sind die Hauptursachen für das Insektensterben. Nicht zu unterschätzen sind aber auch blütenarme Steinwüsten in unseren Vorgärten.
Weiterhin trug die Fachbeauftragte vor, dass die Insekten eine intakte Nahrungskette und dafür ein durchgehendes Blütenangebot über das Jahr brauchen.
Die Imkerin forderte jeden auf insektenfreundliche, einheimische Pflanzen in unseren Hausgärten und öffentlichen Flächen zu setzen. Ebenso einen Biotopverbund von Blühflächen in der Landwirtschaft. Weiterhin forderte sie u.a. verbesserte Fruchtfolge und Untersaat in der Landwirtschaft (Bodendeckung statt Glyphosat) sowie Reduzierung und Verzicht auf Pestizide.
Eine Änderung bei der Agrarförderung - hin zur besseren Förderung einer Landwirtschaft im Einklang mit der Natur, scheint dringend notwendig.
Im Anschluss gab es eine rege Diskussion, bei der auch die aktuelle Situation in der Landwirtschaft sowie verschiedene Einflussmöglichkeiten diskutiert wurden.
Dieses führte zum Fazit: Nur im Dialog mit allen Beteiligten können die Maßnahmen gegen das Insektensterben greifen.
Zum Schluss wies Pennekamp auf die beiden aktuellen Aktionen des NABU´s hin. Zum einen die Aktion 114 Euro für die neue EU-Agrarpolitik (www.NeueAgrarpolitik.eu) sowie die Stunde der Wintervögel vom 4. bis zum 6. Januar 2019 (www.StundederWintervoegel.de). Insbesondere ist die Vogelzählung wichtig, um die Anzahl der Arten und ihr Volumen flächendeckend zu kartieren.
Tipp: Unter www.arte.tv/de/videos/077368-000-A/das-grosse-insektensterben/ zeigt ARTE die Folgen des Insektensterbens in einem Video auf.