24. Februar 2019 - Man kann nicht nur die allseits bekannte Honigbiene an den Blüten in unseren Gärten oder in der freien Landschaft sehen. Da sind wahre Winzlinge von nur 2 mm Körperlänge darunter, aber auch „Riesen“ von bis zu drei Zentimetern. von Günther Mayer/ Landshausen
Die Senf-Blauschillersandbiene ist die Wildbiene des Jahres 2019
Foto: Ronald Burger/ifaun.de
Rein äußerlich betrachtet gibt es beträchtliche Unterschiede: stark bepelzte Bienen, nackte Bienen und bunte Bienen. Nun könnte man meinen, sie seien leicht zu be-stimmen. Weit gefehlt. Oftmals ist im freien Feld eine Artbestimmung unmöglich, manchmal kann man die vorgefundenen Exemplare nicht einmal einer Gattung genau zuordnen. Allein in Mitteleuropa gibt es rund 500 verschiedene Arten. Da gibt es Urbienen, Seidenbienen, Sand- und Erdbienen, Furchenbienen, Schmalbienen, Sägehornbienen, Hosenbienen, Schenkelbienen, Langhornbienen, Mauerbienen, Mörtelbienen, Pelzbienen, Wespenbienen, Blutbienen und auch Blattschneiderbienen – nur um einmal eine kleine Auswahl aufzuzählen. Sie bilden keine aufwändigen Staaten wie die Honigbiene, Hummeln oder soziale Wespen. Die überwiegende Mehrheit der heimischen Wildbienen führt (wie auch die meisten Wespenarten) ein Einsiedler Dasein. Bienen und Wespen besitzen nicht nur die beiden Facettenaugen wie viele andere Insektenarten besitzen auch die Hautflügler so genannte Punktaugen (Ocellen). Sie dienen hauptsächlich der Lichtwahrnehmung und steuern sozusagen den Tagesrhythmus.
Aus dieser Vielzahl von Individualisten wurde dieses Jahr die Blauschillernde Sandbiene (Andrena agilissima) oder Senf Blauschillernde Sandbiene gewählt.Diese auffällige Wildbiene ist mit ca. 15 mm etwa so gross wie eine Honigbiene. Ihr schwarzer, etwas bläulich schimmernder Körper ist am Kopf und am Hinterleib kontrastreich mit weißen Haarflecken abgesetzt. Ihre Flügel sind dunkel rauchig getrübt und werden beim Blütenbesuch oft charakteristisch steil nach oben abgestellt. Sie ist eine Wärme liebende Solitärbiene der Offen-Landschaft . Durch ihre Abhängigkeit von großblütigen Kreuzblütlern, welche bei uns vor allem als Kulturpflanzen oder als einjährige Wildkräuter in Getreidefeldern und auf Brachen vorkommen, ist sie bei uns nur in dem vom Ackerbau genutzen Landwirtschaftsgebieten zu finden.Diese friedliche Wildbiene macht keine Völker, sondern jedes Weibchen lebt für sich alleine. Die Blauschwarze Sandbiene erscheint Mitte Mai und fliegt bis Mitte Juli. Zum Pollen und Nektar sammeln besucht sie ausschließlich großblütige Kreuzblütler des Offenlandes, vor allem Ackersenf. Ihre Flugzeit beginnt erst mit dem Ende der Rapsblüte, so dass sie nicht vom Anbau von Ölsaaten profitiert. Fehlen geeignete Kreuzblütler in der Nähe ihres Nistplatzes, so kann die Biene ihre Brut nicht versorgen und im Folgejahr gibt es keine Nachkommen. Die Nester werden an vor Regen geschützten sonnigen Stellen angelegt, bevorzugt in Steilwänden aus Sand, Löss, Lehm sowie in Fugen in alten Mauern, wo sie Gänge und später Brutzellen in den Untergrund graben. Sie hat einen Flugradius von deutlich über einem Kilometer, so dass Nist- und Nahrungsplätze nicht eng benachbart liegen müssen und Stellen mit Nahrungspflanzen, z.B. Ackerrand-Streifen, jährlich wechseln können.Hauptgefährdung ist ein dramatischer Nahrungsmangel durch Wegfall von blühendem Ackersenf und anderen Kreuzblütlern auf heutigen Landwirtschaftsflächen und Randstrukturen. - Mangel an Nistplätzen durch Ausräumung der Landschaft und Verlust von Kleinstrukturen mit vegetationsarmen alten Mauern und Geländeabsätzen (kleine Abbaustellen, Steilböschungen, Hohlwege u.a.). Mit Schutzgebieten und klassischen Naturschutzmassnahmen kann dieser Wildbiene als Kreuzblütler-Spezialist kaum geholfen werden.
Hilfsmassnahmen zur Förderung von Kreuzblütlern können am besten auf bewirtschafteten Ackerbauflächen erfolgen. Dies sind:
- im punktuelle Tolerierung von Ackerunkräutern und spezielle vermehrter Anbau von Sommerweizen.
- Randstreifen von Äckern (2 - 3 m) regulär bewirtschaften, aber nicht mit Kultur einsäen, ggf. etwas Weiss- bzw. Gelb-Senf und nicht mit Herbiziden behandeln.
- Ackersenf als Hautnahrungspflanze auf Brachstücken, Randstrukturen, Wegrändern, Erhäufen u.ä. bis Sommeranfang belassen.
- Anlage von einjährigen Blütenstreifen an Ackerränder. Es können Reinsaaten von Weiss-Senf sein oder beliebige Mischungen, welche jedoch einen hohen Anteil an Weiss-Senf haben sollte und ggf. mit Rübsen- oder Rapssamen angereichert werden kann. Die Saatgut-Mischung sollte nur mit geringer Dichte und nicht zu spät im Frühjahr, am besten im März, ausgesät werden.
- Buntbrachen: Einsaat mit sehr hohem Anteil an Weiss-Senf und anderen Kreuzblütlern.
- Herbstliche Gründüngungen mit Weissenf im Frühjahr lange stehen lassen oder einen kleinen Randstreifen (1 - 2 m) nicht umbrechen und durchblühen lassen.
http://www.insektenbox.de/hautfl/senfsa.htm ( Steckbrief)
Die NABU Kraichtal würde sich über Meldungen von Sichtungen in unserer Gemeinde freuen.